Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März:
„Frühe Beamtinnen“ - Frauen als Postmeisterinnen in der Steiermark im 19. Jahrhundert
Ein Beitrag aus: "Lebensbilder steirischer Frauen 1650-1850", hg. von Elke Hammer-Luza und Elisabeth Schöggl-Ernst

Ein Postmeister hatte in der Frühen Neuzeit eine privilegierte Stellung inne. Die Poststation brachte meist erkleckliche Einnahmen mit sich, nicht zuletzt durch die Führung des Posthauses, wo die Reisenden Speise und Trank, aber auch Unterkunft erhielten.
Nicht alle Postmeister waren Männer, auch Frauen durften unter bestimmten Bedingungen dieses Amt ausüben. 1830 wurden beispielsweise sieben von insgesamt 43 steirischen Poststationen von Frauen geleitet. In der Regel handelte es sich dabei um Witwen von Amtsträgern, welche die Station, oft bis zur Geschäftsübernahme durch einen Sohn, für einige Jahre fortführten. Doch der Postdienst konnte auch zur Lebensaufgabe werden, so betreute Franziska Gugganigg die Post in Neumarkt von 1825 bis zu ihrem Tod 1844, in Fürstenfeld scheint Josepha Fischer sogar von 1825 bis 1847 als Postadministratorin auf.
Verhältnismäßig selten war es hingegen, dass Töchter von verstorbenen Postmeistern die Station übernahmen. Eine dieser Frauen war Maria Schörkmayer, die in Mitterndorf von 1832 bis 1840 wirkte und zeit ihres Lebens unverheiratet blieb. Eine besondere Position nahm die 1794 geborene Postmeisterstochter Anna Gum ein. Sie übernahm nach dem Tod ihres Vaters nicht nur die Poststation in Judenburg, sondern ihr gelang durch die Heirat mit Leopold Graf von Auersperg auch der soziale Aufstieg in den Adelsstand. Neben der Obsorge für ihre stetig anwachsende Familie leitete sie von 1828 bis 1836 die Geschicke des Judenburger Posthauses. Durch seine Lage an der stark befahrenen „Italienischen Poststraße" zählte dieses Amt zu einem der wichtigsten des Landes. Am 9. Jänner 1836 fand das außergewöhnliche Leben der Anna Gräfin von Auersperg ein frühes Ende: Die Postmeisterin starb an der Geburt ihres zehnten Kindes.