09.06.2016 - Internationaler Tag der Archive
Das Landesarchiv zieht eine Bilanz
Das Steiermärkische Landesarchiv als Serviceinstitution
Das Steiermärkische Landesarchiv sieht seine Aufgabe in der Sicherung und im Schutz kulturellen Erbes und rechtssichernden Unterlagen im Auftrag der Öffentlichkeit. Kulturgut soll nicht nur geschützt, sondern auch zugänglich gemacht werden. Damit tritt neben den Kulturgüterschutz die Funktion des Archivs als Serviceinstitution für die Bürger des Landes.
Das Steiermärkische Landesarchiv zieht anlässlich des Internationalen Tages der Archive eine kurze Bilanz über die Entwicklung der Benutzerfrequenz. Zwischen 1986 und 2015 zählte das Landesarchiv jährlich durchschnittlich rund 4000 Archivbesuche.
Die Übersiedlung des Landesarchivs in das neu adaptierte Archivgebäude am Karmeliterplatz und die dadurch notwendige partielle Sperre des Archivs waren die Ursachen für den markanten Besucherschwund im Jahr 1999. Die ab 2001 steil nach oben zeigende Kurve entstand nicht allein infolge der Wiedereröffnung des Archivs, sondern auch Projektarbeiten in den Jahren 2001 und 2002, hier vor allem die Forschungen der Historikerkommission über Vermögensentzug während des Zweiten Weltkrieges, waren für die Besucherspitzen maßgeblich verantwortlich.
Von den Archivbesuchern stammten in den letzten 15 Jahren zwischen 5,5% und 6,2% aus dem Ausland, wobei die größte Gruppe aus Slowenien kam, lagern doch viele Dokumente zur Geschichte des Nachbarlandes in unserem Archiv. In den 1980er Jahren betrug der Ausländeranteil noch knapp ein Drittel der Gesamtzahl an Benutzern. Bürger aus dem ehemaligen Jugoslawien frequentierten das Archiv damals noch wesentlich stärker als heute.
Die Forschungsschwerpunkte der Benutzer lagen in den 1980er Jahren bei landesgeschichtlichen Themen, Haus- und Familienforscher nahmen den zweiten Platz ein, gefolgt von der Gruppe der Rechtstitelsuchenden. Die Zahl der sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Forscher lag damals noch viel höher als jene der Zeithistoriker. Weitaus mehr Kunsthistoriker und Volkskundler forschten im Archiv als Rechtshistoriker. Ab den 1990er Jahren strömten vermehrt Zeithistoriker in den Lesesaal. Entsprechend den Forschungsschwerpunkten an den Universitäten sank die Zahl der Verwaltungs-, Sozial- und Wirtschaftshistoriker. Dafür interessierten sich zunehmend Rechtshistoriker und Architekten für Archivgut. Die Rechtstitelsuchenden waren jene Gruppe mit dem stärksten Zuwachs.
B 1 (staatliche Archive), B 2 (Justiz- und Finanzarchive, Exekutive), B 3 (Archive des Landes), B 4 (Körperschafts- und Privatarchive), B 5 (Sammlungen), B 6 (staatliche Wirtschaft, Schulbehörden)
Für den Lesesaalbetrieb und die Beratungstätigkeit wurden in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 7937 Archivalieneinheiten ausgehoben. Die Gerichtsarchive stehen im Fokus der Forschung mit Rechtstitelsuchenden sowie Besitzforschern und Genealogen an der Spitze. Diese Statistik enthält jedoch nicht die Aushebungen für Landesdienststellen. Diese umfassten im selben Zeitraum 3006 Akten.
Mit zunehmender digitaler Vernetzung der Bevölkerung stieg die Zahl der schriftlichen Anfragen per Email stetig an. Erteilte das Steiermärkische Landesarchiv im Jahr 2000 noch 824 wissenschaftliche Auskünfte in schriftlicher Form, so wurden 2015 bereits 3904 Anfragen erledigt, das bedeutet eine Zunahme von 474 %.
Seit 1. Oktober 2014 steht allen Interessierten die Online-Recherche des Landesarchivs zur Verfügung. Mit der barrierefreien Präsentation von Archivgut im Netz haben wir für alle Benutzer einen zeitunabhängigen Zugang zu Informationen geschaffen. Neben den physisch im Lesesaal anwesenden Forschern sind Online-Recherchierende als neue Benutzergruppe entstanden. Diese stark anwachsende Gruppe profitiert vom ständig erweiterten Online-Angebot. Sie verändert langsam das Benutzungsprofil des Landesarchivs. Der Forscher im Lesesaal wird dem Archiv dennoch erhalten bleiben. Denn eine durchgehende Digitalisierung und Online-Erschließung von über 60.000 Laufmetern an Archivgut übersteigt die Kapazitäten des Landesarchivs bei weitem.