„Ihr lebt in einer großen Zeit, …“
Propaganda und Wirklichkeit im Ersten Weltkrieg
Der Titel der Ausstellung ist ein wörtliches Zitat aus einem Plakat mit der Aufforderung zur Zeichnung der zweiten Kriegsanleihe im Mai 1915. „Ihr lebt in einer großen Zeit, der größten Eures Volkes. Sie verlangt starke Herzen, starkes Selbstvertrauen, die Kraft, sich zu behaupten im festen Ausharren - bis zum endlichen Siege."
Der Begriff Propaganda hat von seinem ersten Auftauchen bis zu dessen heutiger Bedeutung einen starken inhaltlichen Wandel erfahren. Propaganda war im Ersten Weltkrieg sowohl nach innen - an die „Heimatfront" - als auch an die Bevölkerung der Kriegsgegner sowie an die Menschen der nicht unmittelbar am Krieg beteiligten Staaten gerichtet.
Erstmals wurde massiv das Mittel systematisch betriebener Propaganda eingesetzt, um die Moral von Soldaten wie Zivilbevölkerung zu stärken. Da der Krieg nicht nur von den Militärs an der Front geführt wurde, musste die gesamte Bevölkerung hinter dem kriegerischen Ziel vereint werden. Bewusste und zielgerichtete Manipulation stellte ein besonderes Charakteristikum in diesem Krieg dar.
Leistungen und Ereignisse der eigenen Seite an der Front wurden in idyllischer Weise verklärt, Taten des Gegners als unglaubliche Gräueltaten dargestellt. Für den Empfänger der Nachricht war es oft nicht möglich, die propagandistischen Lügen zu erkennen. Sowohl auf Seite der Mittelmächte als auch der Entente spielten in der Propagandamaschinerie Künstler, Schriftsteller, Intellektuelle und Wissenschaftler eine wichtige Rolle. Alle verfügbaren Kommunikationskanäle wurden zu Propagandazwecken aktiviert.
Die Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv spricht anhand authentischer Quellen jene „Informationen" an, die das „Leben in einer großen Zeit" prägten und die Menschen beeinflussen sollten. Dem wird die Realität gegenübergestellt: die Grausamkeit des Geschehens an der Front sowie die Not, die Restriktionen im Alltagsleben, das Elend im Hinterland bzw. der Heimatfront und der daraus resultierende propagandistische Wandel vom Verteidigungskrieg hin zum Kampf einer Opfer- bzw. Leidensgemeinschaft.
Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Steiermärkischen Landesarchivs bei freiem Eintritt besucht werden.
Hier finden sie einen kurzen Videobeitrag über die Ausstellung.