Bestände der Körperschafts- und Privatarchive
Familien- und Herrschaftsarchive
Familien- und Herrschaftsarchive machen den größten Teil der Körperschafts- und Privatarchive aus. Es ist nicht immer möglich, eine klare Grenze zwischen den beiden Gruppen zu ziehen, da es als Folge des Provenienzprinzipes zahlreiche Überschneidungen und Gemeinsamkeiten gibt.
Die Struktur der Familienarchive ist sehr unterschiedlich. Bei alteingesessenen steirischen Adelsfamilien wie den Grafen von Attems, den Grafen von Saurau oder den Herren von Stubenberg ist das Archivgut sehr umfangreich, da es sich nicht nur auf die eigentliche Familiengeschichte beschränkt, sondern auch das Verwaltungsschriftgut ihrer ehemaligen Besitzungen einschließt. Zu anderen, weniger prominenten Familien gibt es bisweilen nur einzelne Dokumente, die nicht viel mehr als einen Einblick in die Familiengeschichte geben können.
Da die Grundherrschaft bis 1848 die bestimmende Verwaltungseinheit des Landes darstellte, bieten die Herrschaftsarchive ein umfafssendes Bild des einstigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens. Meist enthalten sie Urbare, urbariale Aufzeichnungen und Grundbücher, die den Besitzstand der Herrschaftsuntertanen dokumentieren, daneben Verwaltungs- und Gerichtsakten sowie Dokumente zu allen Organisationen des öffentlichen Lebens, wie zum Beispiel Sicherheitswesen, Gesundheitswesen, Verkehrswesen und anderes mehr. Dabei sind selbstverständlich alle Gebiete des historischen Herzogtums Steiermark erfasst, also auch ehemalige Grundherrschaften, die heute in der Republik Slowenien liegen.
Kloster- und Pfarrarchive
Kloster- und Stiftsarchive bilden zwar nur eine kleine, aber sehr wichtige Gruppe innerhalb der Körperschaftsarchive. Der größte Teil des Bestandes setzt sich aus Archivalien der unter Joseph II. aufgehobenen Klöster und Stifte zusammen. Zu nennen sind hier etwa Göß, Neuberg, Rottenmann, Seckau und Stainz, nicht zu vergessen die heute slowenische Monasterien in der historischen Untersteiermark. Die heute noch bestehenden steirischen Stifte Admont, Rein, St. Lambrecht und Vorau verfügen über eigene Archive und sind hier nur durch kleine Überlieferungen vertreten.
Die Gruppe der Pfarrarchive hängt eng mit jener der Herrschafts- und Kommunalarchive zusammen. Ihre nicht sehr zahlreichen, aber sehr vielfältigen Quellen gehen zum Teil weit über rein kirchlichen Belange hinaus und enthalten Quellen zur Besitzgeschichte bzw. zu verschiedenen Lebensbereichen breiter Bevölkerungsschichten.
Kommunalarchive
Die meisten Stadt- und Marktarchive bieten eine gute Überlieferung und geben durch Rats- und Gerichtsprotokolle sowie sonstiges Aktenmaterial nicht nur Auskunft über Organisation und Struktur eines Gemeinwesens, sondern über die gesamten Lebensbereiche ihrer Bürger und Einwohner. Beispielhaft genannt werden sollen hier etwa die umfangreichen Archive von Bruck an der Mur, Fürstenfeld, Judenburg, Knittelfeld, Leoben, Murau oder Mürzzuschlag. Auch zur Landeshauptstadt Graz gibt es einen eigenen Bestand, der in seiner Überlieferung allerdings nicht geschlossen ist.
Vereinzelt enthalten die Kommunalarchive auch Archive der nach der Umstrukturierung der Verwaltung 1849/50 entstandenen Landgemeinden, freilich in sehr unterschiedlicher Quantität und Qualität. Die Mehrzahl der Gemeindearchive befindet sich aber nach wie vor am Ort ihrer Entstehung, wie auch bei den Stadt- und Marktarchiven die archivalischen Bestände in den einzelnen Kommunen zu berücksichtigen sind.
Nachlässe
Nachlassgeber sind in erster Linie Wissenschafter und Wissenschafterinnen aus verschiedenen Fachbereichen, vor allem der Geschichte und ihrer verwandten Disziplinen. Desgleichen finden sich viele Hinterlassenschaften bedeutender steirischer Politiker und Menschen des öffentlichen Interesses. NIcht zuletzt sind mehrere (Teil-)Nachlässe steirischer Künstler und Künstlerinnen zu nennen.
Die Benützung einiger Nachlässe ist nur mit Zustimmung von Verfügungsberechtigten möglich, daneben sind Schutzfristen zu beachten.
Vereins- und Körperschaftsarchive
Die Mehrzahl machen Vereinsarchive aus. Es handelt sich dabei sowohl um Historische Vereine, Brauchtumsvereine, Fortbildungsvereine, Kunstvereine und Wohlfahrtseinrichtungen, aber auch um verschiedene Studentenverbindungen.
Unter den eigentlichen Parteiarchiven gibt es nur zwei kleinere Bestände, nämlich jene der Sozialdemokratischen Partei sowie der Christlichsozialen Partei.