November 1918
Die Steiermark zwischen Monarchie und Republik
Die Ausstellung des Steiermärkischen Landesarchivs ruft das Ende der Monarchie und den Beginn der Republik in der Steiermark in Erinnerung. Es waren schließlich die Länder, die das Entstehen der Republik Deutschösterreich ermöglicht haben. Gezeigt wird, wie das Bundesland jene schicksalhafte Zeit durchschritt und in welche Zukunft es blickte.
Der unvermeidliche Zusammenbruch der Monarchie und die Auflösung eines Großstaates zeichneten sich im Herbst 1918 mit aller Deutlichkeit ab. Die Verantwortlichen des Landes verhinderten durch ihr entschlossenes Handeln den Ausbruch eines totalen Chaos. Einen Tag vor der Konstituierung der Provisorischen Nationalversammlung (21. Oktober) bildete sich in Graz ein Wohlfahrtsausschuss mit umfassenden Vollmachten, der die Versorgung der teilweise hungernden Bevölkerung gewährleisten und die Ordnung im Lande aufrecht erhalten sollte.
Nach der Einigung der Provisorischen Nationalversammlung auf die grundlegende Staatsform (30. Oktober) trat am 6. November 1918 die Provisorische Landesversammlung im Landhaus zusammen. Landesarchivdirektor Josef Riegler: „Bei der konstituierenden Sitzung erfolgten die wichtigen, bis heute wirkenden Weichenstellungen. Das geschlossene deutsche Siedlungsgebiet des ehemaligen Kronlandes „Herzogtum Steiermark" formierte sich unter dem Namen „Land Steiermark" als eigenberechtigte Provinz und vollzog den Beitritt zum Staat Deutschösterreich. Das ist der Geburtstag des Bundeslandes Steiermark."
Am 12. November 1918 versammelten sich rund 20.000 Menschen auf dem damaligen Franzensplatz vor dem Grazer Schauspielhaus. Der sozialdemokratische Soldatenrat Ludwig Oberzaucher verkündete vom Balkon des Schauspielhauses die Ausrufung der Republik Deutschösterreich. Der Platz wird seither nach der Freiheit benannt, eine Freiheit allerdings mit damals ungewisser Zukunft. Kaiser gab es keinen mehr, sein Reich war in zahlreiche Staaten zerfallen, das einstige Kronland Steiermark ausgeblutet, erschöpft. Der so lang ersehnte Friede trug das Kleid der Niederlage, den heimkehrenden Soldaten stand noch das Grauen des Krieges im Gesicht, die Menschen im Lande bedrückten Hunger, Kälte, Elend und Not. Im Gegensatz zu den blutigen Ereignissen vor dem Parlament in Wien lief die Ausrufung der Republik in Graz gewaltfrei ab.
Zur Ausstellung wurde ein 198 Seiten umfassender Begleitband (€ 9,-) aufgelegt.