Im Namen der Republik Österreich!
Martin F. Polaschek, Im Namen der Republik Österreich! Die Volksgerichte in der Steiermark 1945 bis 1955. (Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives, Band 23). Graz 1998. 312 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Faksimiles und Tabellen. Register. ATS 260,-- ISBN3-901938-01-X
Zu diesem Buch
Die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eingesetzten Volksgerichte hatten die Aufgabe, im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus begangene Verbrechen abzuurteilen. Die Spannweite der zu verfolgenden Straftagen reichte vom Mord an jüdischen Zwangsarbeitern über die Folterung „politischer“ Gefangener und „Arisierung“ jüdischen Eigentums bis hin zur Denunziation und illegalen nationalsozialistischen Betätigung vor dem Anschluß im März 1938.
Beginnend mit den ersten Verfahren im Frühjahr 1946 fällten di Volksgerichtssenate in Graz und Leoben in den folgenden Jahren rund 6.600 Urteile. Davon waren etwa 3.800 Schuldspürche, unter ihnen zwölf Todesurteile und zahlreiche schwere Freiheitsstrafen. In dieser Art bislang in Österreich einzigartig liegt hier nun eine umfassende Studie über die in der Steiermark durchgeführten Volksgerichtsverfahren vor. Anhand der Originalakten, die erst seit kurzer Zeit im Steiermärkischen Landesarchiv zur vollen Auswertung zur Verfügung stehen, werden die „größten“ Prozesse ebenso beschrieben wie ausgewählte „kleinere“ Fälle. Erstmals wird die gesamte Bandbreite der Verfahren gegen NS-Straftäter aus ihrer Anonymität geholt und anhand zahlreicher Beispiele plastisch dargestellt. Originaltexte aus den Verfahren sowie zahlreiche Faksimiles von Dokumenten machen die Tätigkeit der Volksgerichte anschaulich.
Der Rechtshistoriker Dr. Martin Polaschek, Assistent am Institut für Europäische Rechtsgeschichte der Universität Graz, setzt sich in diesem Buch mit der Verfolgung der „prominenten“ Nationalsozialisten ebenso auseinander wie mit den Verfahren gegen ehemalige NS-Richter und „Illegale“. Neben den Prozessen gegen NS-Gewaltverbrecher (etwa im Zusammenhang mit den „Judentransporten“) werden auch jene gegen „Denunzianten“ und „Ariseure“ dargestellt. Einen wichtigen Platz nehmen außerdem die Verfahren wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung ein, insbesondere der Prozeß gegen Theodor Soucek, bei dem unter anderem drei Todesurteile verhängt wurden - sämtliche Verurteilten waren aber wenige Jahre späte bereits wieder auf freiem Fuß!
Das Buch enthält neben der Beschreibung der Volksgerichtsverfahren auch weitere damit in Zusammenhang stehende zeitgeschichtliche Neuheiten, etwa eine Liste sämtlicher zwischen 1938 und 1945 von den „Sondergerichten“ in Graz Verurteilten, bislang unbekannte Bilder eines Passanten vom Brand der Grazer Synagoge und Zeitzeugenberichte zum Anschluß 1938.
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Die Seitenzahlen des Buches stehen in Klammer.
Vorwort (7)
1. Die gesetzlichen Grundlagen (9)
2. Die Volksgerichtsbarkeit in der Steiermark (18)
3. Einige Zahlen (33)
4. Methodische Fragen (48)
5. Ausgewählte Fälle der Volksgerichte Graz und Leoben (57)
5.1. Der Ablauf der Verfahren (59)
5.2. Die Verfolgung der „prominenten Nazis“ (76)
Exkurs. Die selbständigen Verfahren wegen Verfall des Vermögens (100)
5.3. „Abrechnung“ mit der NS-Justiz? (101)
5.3.1. Das Verfahren gegen Dr. Friedrich Meldt (102)
5.3.2. Weitere Verfahren gegen Angehörige der Justiz (123)
5.4. „Illegale“ und „Hochverräter“ (132)
5.4.1. „Schwere Fälle“ (132)
Inkurs. „Ne bis in idem“ (142)
5.4.2. „Mitläufer“ (146)
5.4.3. „Legionäre“ (151)
5.5. NS-Gewaltverbrechen (157)
Inkurs. Prozesse im Zusammenhang mit „Judentransporten“ (163)
5.6. Die Verfahren wegen Denunziation (182)
5.7. „Arisierungen“ (202)
5.8. NS-Wiederbetätigung (205)
5.8.1. Der „Soucek“-Prozeß (205)
5.8.2. Weitere Fälle nach § 3 VG (222)
6. Anstelle einer Zusammenfassung (232)
7. Anhang (234)
7.1. Ausgewählte Urteile im Originaltext (234)
7.2. Auszug aus dem Verbotsgesetz (296)
7.3. Auszug aus dem Kriegsverbrechergesetz (297)
8. Literatur- und Quellenverzeichnis (299)
9. Personenverzeichnis (306)
10. Abkürzungsverzeichnis (311)
11. Abbildungsverzeichnis (312)
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